Ingrid

Großmutter und Rentnerin

Ingrid ist 81 Jahre alt und lebt mit ihrem Partner in Leverkusen. Die pensionierte Realschullehrerin hat in ihrem Leben schon einiges mitgemacht, doch das Corona-Jahr ist schon etwas ganz Besonderes. Seit die Pandemie Deutschland fest im Griff hat, hat sich vieles für die Großmutter eines 4-jährigen verändert. Wo der der Kalender zuvor mit Terminen und Verpflichtungen gefüllt war, klafft nun Leere.

Kein Kontakt zum Enkel? Für Ingrid unvorstellbar

Doch Ingrid nutzt die neugewonnene Zeit für Dinge, die sie in den vergangenen Jahren lange vor sich hergeschoben hat. So kommt nun ihre Nähmaschine, mit der sie immer wieder Masken für ihr Umfeld näht, wieder regelmäßig zum Einsatz, sie frischt ihre Klavierkenntnisse auf und nimmt sich viel Zeit zum Lesen und Puzzeln in den eigenen vier Wänden.

„Der zweite Lockdown im Winter 2020 trifft mich empfindsamer als im Frühjahr angesichts der steigenden Infektionszahlen. Seit März – April erlebe ich den Ernst der Corona-Pandemie in ihrer Tragweite immer bewusster“, so die Pensionärin. „Am stärksten betrifft mich immer noch die Besuchseinschränkung bzgl. meines 4-jährigen Enkels und Familie, sowie meiner übrigen Verwandten.“ Die Familie ihrer Tochter steht für Ingrid an erster Stelle und die Sehnsucht nach Tochter und Enkelkind ist unendlich groß: „Wir vermissen uns gegenseitig sehr, haben uns seit März 2020 lediglich drei Mal im Feien getroffen. Aber dank der digitalen Technik kontaktieren wir uns täglich per WhatsApp mit Text und Fotos.“ Auch die zwanglosen Treffen mit Freunden und Bekannten sind für Ingrid und ihren Partner aktuell undenkbar. Das komplette gesellschaftliche Leben und die spannenden Reisen des Paares liegen, wie bei so vielen anderen, seit März 2020 brach.

Finanzielle Einbußen muss sie als pensionierte Beamtin glücklicherweise nicht verschmerzen. Vielmehr greift Ingrid ihren engsten Verwandten, die durch fehlende Gagen teilweise hart getroffen wurden, hin und wieder unter die Arme oder spendet Geld an Bedürftige.

Trotz der vielen Einschränkungen, die die Corona-Pandemie für die 80-jährige bringt, so erkennt sie aber auch, was für sie wirklich von Bedeutung ist und genießt die Entschleunigung des Alltags: Der tägliche Gedankenaustausch mit ihrem Partner, ihr schönes Zuhause und die Muße, die sie sich nun gönnt, um zu Lesen oder klassische Musik zu hören, die Natur bei ausgedehnten Spaziergängen oder kleinen Touren mit dem E-Bike zu genießen. Bereits heute freut sich Ingrid sehr auf den Moment, wenn sie wieder ihren Enkel und ihre Tochter angstfrei in die Arme schließen, die körperliche Nähe mit ihren Mitmenschen teilen, an den Proben ihres Chores teilnehmen oder die anderen Schüler ihres Französisch-Kurs endlich wieder persönlich und nicht nur online treffen darf.