Nina und Imke
Gastronominnen und Inhaberinnen des 3klangs
Die zwei Gastronominnen Imke und Nina schufen vor 17 Jahren eine echte Darmstädter Institution: Das „3klang“ im Herzen des Martinviertels ist ein Magnet für alle, die wunderbaren Leckereien lieben, die das Team acht Tage die Woche zubereitet. Hier kommen alle zusammen: Die Studierenden zum ausgiebigen Frühstück, Familien zum Mittagessen, Renter*innen zum Kaffeeklatsch oder Frischverliebte zum Abendessen bei Kerzenschein. Um einen Platz im großzügigen Gastraum oder auf der lauschigen Terrasse zu bekommen, brauchte man früher schon immer ein bisschen Glück. Doch seit vielen Monaten ist das 3klang nur noch für das 2go-Geschäft geöffnet.
Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 war für Imke und Nina ein Schock. Ungläubig verfolgen sie mit großer Sorge und Ohnmacht die Maßnahmen, die in Berlin für die deutsche Gastro-Landschaft aufgestellt werden. Für das Team des 3klangs heißt es im März 2020 zum ersten Mal die Türen dicht machen. Wie lange, weiß zu dem Zeitpunkt noch niemand.
Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept scheint im Sommer 2020 fast etwas Normalität in das 3klang zurückzukehren: Die zahlreichen Tische auf dem Darmstädter Riegerplatz stehen nun zwar etwas weiter auseinander, doch die Sitzplätze sind jeden Tag gut gefüllt. Die Gäste sind glücklich, endlich wieder außer Haus essen zu können und genießen die lauen Sommerabende bei Imke, Nina und ihrem Team. Doch dieser Zustand ist nicht von Dauer. Im Herbst schlittert Deutschland in den nächsten Lockdown und das 3klang muss erneut schließen. „Was da passierte konnten wir einfach nicht glauben und verfolgten fassungslos die Nachrichten.“, so die 3klang-Inhaberinnen. „Außer für Wut, Verzweiflung, Ungerechtigkeit und totale Perspektivlosigkeit war da wenig Platz.“ Wie so viele Gastronom*innen investierten Imke und Nina nach dem ersten Lockdown in Filteranlangen und Trennwände aus Plexiglas, um ihre Gäste vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Das alles steht nun seit Monaten ungenutzt in den Räumen des Lokals im Darmstädter Martinsviertel.
Ganz anders als in den Medien zu lesen, gab es so gut wie keine Unterstützung für die Unternehmerinnen. „Wir konnten keine Soforthilfe beantragen, weil wir Rücklagen gebildet hatten. Eine Option wäre Hartz IV gewesen, doch das wollen wir nicht. Die bürokratischen Hürden sind enorm und die Unterstützung zu gering.“, erzählt die 50-jährige Imke. „Für die Angestellten gab es Kurzarbeitergeld, doch natürlich nicht für uns. Definitiv nicht genug zum Überleben…“
Die Corona-Pandemie ist für die beiden Café-Betreiberinnen seit einem Jahr ständiger Begleiter und trifft sie beruflich besonders schwer. Doch auch im Privatleben ist das Thema allzeit präsent. Zum Glück gab es im engsten Umfeld der beiden noch keine Infektionen, doch Imkes Ehefrau wurde durch die Krise arbeitslos. Viel Kraft und Halt gibt Nina ihre Familie: „Ich bin dankbar für meine Frau, die sich um die Kids gekümmert hat und versucht hat mir den Rücken freizuhalten. Für meine Eltern, die uns in allen Bereichen unterstützen. Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn, der sowohl die permanenten Änderungen in Schule als auch Freizeit super meistert. Und meine Tochter, die noch viel zu klein ist mit ihren drei Jahren, hält uns alle bei Laune.“
Die zwei Frauen vermissen, wie so viele das unbeschwerte, sorgenfreie und fröhliche Zusammensein mit anderen, liebevollen Umarmungen unter Freunden und die zahlreichen Freizeitaktivitäten, die unter Corona-Bedingungen einfach unmöglich sind. Nina wünscht sich, dass „alles so wird wie früher! Nur mit dem Bewusstsein, wie schnell eine Krise alles verändern kann. Ich war davor sehr zufrieden!“
Aktuell fehlt den zwei Frauen die Perspektive für ihr Lokal, endlich die Möglichkeit über den 2go-Verkauf hinaus wieder arbeiten zu dürfen und Gastgeberinnen zu sein. Mit den neuesten Maßnahmen der Bundesregierung im Frühjahr 2021 scheint die reguläre Öffnung des 3klang wieder in weite Ferne gerückt zu sein. Und somit bleibt die Situation für die Geschäftspartnerinnen und ihr Team existenzbedrohend. „Wir haben uns selbst einen Arbeitsplatz geschaffen, sind immer selbst für uns verantwortlich gewesen und haben uns selbst geholfen – mit 17 Jahren Erfolg.“, so Imke. „Zu sehen, wie das langsam aber stetig schwindet, kann man kaum in Worte fassen. Wir kämpfen, versuchen, nach vorne zu schauen und hoffen, dass wir wieder die Chance bekommen, unser Schicksal selbst zu steuern. Ich vermisse in der Politik die, die aufhören zu reden und endlich machen!“