Laura

Ich saß mit meinem Freund im Januar 2020 in einem Café im fernen Laos als ich das erste Mal von Corona erfuhr. Aus der Heimat erhielten wir eine warnende Nachricht, dass wir uns bloß vor diesem merkwürdigen Virus in Acht nehmen sollten, der gerade in China grassiere. Nach kurzer Recherche waren wir beide beruhigt, denn mehr als eine Grippe schien dieser COVID19-Virus nicht zu sein. Als wir wenig später in Bangkok ankamen, trugen wir, wie alle Thailänder um uns herum Atemschutzmasken, um uns vornehmlich vor dem Smog der Millionenmetropole zu schützen.

Solo-Selbständige, PR-Managerin und Autorin

Damals hatten wir noch keine Ahnung, was in den kommenden Monaten passieren sollte. Wir wussten nicht, dass das vermeintliche Grippe-Virus die Welt lahmlegen wird und die Atemschutzmaske wenig später das wichtigste Accessoire für die Menschheit werden sollte. Ich denke unfassbar gerne an diese vier Wochen in Laos und Thailand zurück, die wir noch voller Leichtigkeit ganz unbeschwert genießen konnten. Kurz nach unserer Rückkehr wurde Deutschland in den ersten Lockdown versetzt. Nur knapp vor der offiziellen Mitteilung der Bundesregierung habe ich einen letzten Abend mit meinen engsten Freundinnen verbracht. Wir saßen am Tisch unseres Lieblingsitalieners, tranken den von uns kurzerhand in Quarantini umbenannten Drink und hatten Tränen in den Augen. Denn uns war klar, dass das für lange Zeit der letzte gemeinsame Abend sein würde.

Der erste Lockdown war für mich eine unfassbare Ausnahmesituation: Aufgrund der Medienberichte und der Panikmache lag ich nachts wach. Ich hatte das Gefühl, auf meiner Brust liegt ein zentnerschwerer Fels, der mir die Luft zum Atmen nimmt. Meine Gedanken fuhren Karussell und raubten mir den Schlaf. Werde ich die Krise als Selbständige überleben? Was mache ich, wenn die Aufträge ausbleiben? Wird es der Virus in meinen engsten Kreis schaffen? Werden meine Mutter, mein Freund oder ich erkranken? Und wie funktioniert so ein Leben im Lockdown überhaupt?

Heute, anderthalb später, schmunzele ich über all die Angst, die mich damals übermannte. Hätte ich wirklich gewusst, was auf uns alle zukommt, wäre ich in komplette Panik verfallen. So sitze ich heute hier, glücklicherweise bereits komplett geimpft und versuche mich ganz langsam an ein bisschen Normalität heranzutasten. Die Lockerungen überfordern mich immer noch und ich bin am liebsten mit Freund und Hund in der Natur unterwegs, denn da fühle ich mich sicher.

Vor der Corona-Pandemie hätte ich es nie für möglich gehalten, dass unser Leben sich durch äußere Einflüsse so stark verändern könnte. Als selbständige PR- und Social Media Expertin hat mich die Krise beruflich hart getroffen und auch privat hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Zunächst kamen die Aufträge meiner Kunden wie gewohnt und ich entspannte mich etwas, doch im Sommer 2020 ließ die Nachfrage langsam nach. Als Freelancer werde ich z.B. auch regelmäßig von Agenturen gebucht, um deren Projekte zu betreuen. Natürlich war schnell klar: Als erstes werden die Festangestellten mit Arbeit versorgt und wenn noch etwas übrigbleibt, wird das an mich weitergereicht. Nur blieb leider nichts über. Absolut nachvollziehbar, dieses Risiko trägt man als Solo-Selbständige.

Als ich mich im Sommer 2020 erstmals mit meinem Steuerberater zu möglicher Unterstützung durch die Corona-Soforthilfe austauschte, war die Ernüchterung groß. Denn die Bundesregierung vergaß einfach die komplette Berufsgruppe der Solo-Selbständigen! Jegliche Hilfen durften nur für Betriebskosten wie Miete, Löhne für Mitarbeiter usw. eingesetzt werden. Die Solo-Selbständige an sich jedoch durfte weder Geld für die Miete der eigenen Wohnung (also des Homeoffice) oder das eigene Gehalt ansetzen. Wenn Unterstützung benötigt wurde, dann war Hartz IV die einzige Möglichkeit vielleicht etwas zu bekommen. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die jahrelang viel gearbeitet und gut verdient haben!

Ich durfte mich glücklich schätzen, denn einer meiner Kunden beschäftigt mich, zwar zu einem reduzierten Preis, über die komplette Pandemie hinweg bis heute. Die Bande sind dadurch noch enger geworden und ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Und im Januar 2021 erkannte auch die Bundesregierung, dass es Unterstützung für Solo-Selbständige geben muss und ich erhielt die Neustarthilfe.

Die Corona-Pandemie hat auch bei mir zu vielen Einschränkungen geführt, die meine Leben stark verändert haben. Davor war ich ständig unterwegs: Auf Reisen, über die ich für einen Blog schrieb, mit Freunden in Restaurants oder Cafès, auf Events, die ich organisiert habe oder auf Meetings mit Kollegen, um uns auszutauschen und kreativ zusammenzuarbeiten. Ja klar, für vieles davon gilt das Motto „First world problems“, aber trotzdem ist deutlich geworden, wie sehr ich das alles vermisse. Ich will wieder unbeschwert meine Umwelt genießen, Menschen umarmen, meine Freunde herzen und Leichtigkeit spüren. Vor fünf Jahren bin ich zu einer einjährigen Reise um die Welt aufgebrochen. Mein damaliger sehr rationaler Ansatz für diese ungewöhnliche Entscheidung: Ich will nicht mit 70 dasitzen und denken, hätte ich doch diese Reise gemacht. Alle Möglichkeiten waren da, nur die Angst hat mich zurückgehalten. Ich hätte nicht gedacht, so schnell so unfassbar dankbar zu sein, diese lebensverändernde Reise, damals noch ohne jegliche Einschränkungen, gemacht zu haben. Sie war ein Geschenk, von dem meine Seele fast täglich zehrt.